© 1970 - 2024 by ERTLiF
DER NAME DER BAND
Die Band benannte sich nach einem legendären mittelalterlichen Alchemisten namens Ertlif, dessen Geschichte am Ende dieser Seite in einem eigenen Kapitel beschrieben wird.
DIE GESCHICHTE
Die 70er Jahre
Der Gitarrist Dany Andrey und der Bassist Teddy Riedo gründeten im Frühjahr 1970 eine neue Band: Ertlif. Beide Musiker spielten zuvor bei der Basler Band Egg & Bacon. Das Line-up wurde mit dem Organisten James Mosberger (The Only Ones, The Countdowns), dem Schlagzeuger Hans-Peter Bölle Börlin (The Countdowns) und dem Gitarristen Martin Ruder (Fresh Pastry) vervollständigt. Dabei konnte man gut und gerne von einer Supergroup reden, vereinigte sich doch die Crème der damaligen Basler Musikerszene.
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Die Band spielte von Anfang an praktisch ausschliesslich eigenes Material. Psychedelisch angehauchte Improvisationen und weiche, träumerisch-lyrische Elemente wechselten mit rockigen Passagen ab. Die Band entwickelte sich auch sofort zum kreativen und spielfreudigen Liveact. Die beiden Gitarristen und die Hammond-Orgel ergänzten sich harmonisch und fliessend. Zusammen mit der starken Rhythmussektion prägten sie den unverwechselbaren ERTLiF-Sound. Ihren Höhepunkt erreichte diese Formation, als die Band am Pop-Monsterkonzert von Münchenstein im August 1971 als einzige Schweizer Band auf der Bühne stand.
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Im Oktober 1971 verliess Martin die Band. Er wurde durch Richard John Rusinski (Autumn Symphony) mehr als nur ersetzt. Der neue Mann, ein ehemaliger Profimusiker, brachte nicht nur eine ausdrucksstarke Stimme und eine dynamische Bühnenpräsenz in die Formation ein, sondern passte auch menschlich optimal. Als eine der ersten Schweizer Bands setzte ERTLiF live und auf Platten Mellotron (Mellotron Album List: http://www.mellotron.com/mellolis.htm) und Synthesizer ein. Damit legte man deutliche Akzente auf einen melodiösen Rock, ohne aber die Wurzeln im Rhythm & Blues zu vernachlässigen.
ERTLiF wusste mit perfekten Arrangements und instrumentaler Virtuosität zu überzeugen. Eine Schweizer Tour zusammen mit Toad war das Ergebnis wachsender Popularität. Die Band avancierte schnell zu einer der Topbands und erhielt als eine der ganz wenigen Schweizer Gruppen einen Plattenvertrag. Im August 1972 wurde in nur drei Aufnahmetagen eine LP produziert, die heute zu den gesuchten Vinylraritäten gehört. Zusammen mit einer Single kam die LP im Oktober 1972 auf den Markt. Radiointerviews, TV-Auftritte und ein riesiges Presseecho waren die Folge. Im Basler Club «Atlantis» wurde die Promotiontour mit drei restlos ausverkauften Konzerten gestartet.
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Im Juni 1973 verliess Dany die Band. Er wurde durch den Gitarristen Robi Süffert (Gad Fly) ersetzt. Für kurze Zeit erweiterte Andy Gerber (Violine und Piano) die Formation. Kurz danach nahm die Band für den Rock-Sampler «Heavenly and Heavy - Mixed Swiss Rock Candies» den Song «Plastic Queen» auf. ERTLiF setzte mit seinem symphonischen Rock neue Massstäbe. Für die Aufnahme von «Plastic Queen» verwendeten die Band erstmals einen programmierbaren Synthesizer (VCS3), den Teddy einige Monate zuvor zusammen mit Sprengmaterial in London gekauft hatte. Als erste Schweizer Band rundete ERTLiF nämlich die Liveauftritte mit pyrotechnischen Reizen ab, indem während der letzten Nummer jeweils kleine Sprengsätze mit Magnesiumpulver gezündet wurden, die auf den Boxen platziert waren. Die grellen Lichtblitze und der entsprechende Qualm läuteten in dramatischer Art die Schlussakkorde ein. Die Zündung wurde jeweils vom Bassisten per Fusspedal über eine Autobatterie ausgelöst.
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Obwohl die Band noch immer musikalische Highlights setzte, begann sich das Personalkarussel langsam zu drehen. Andy Gerber verliess die Band bereits im Winter 1973 wieder und im Januar 1974 ersetzte Urs Schumacher (Gad Fly) den Schlagzeuger Bölle. Der Sound, seit dem Zuzug von Robi rhythmischer, war wohl in dieser Phase am dramatischsten. Zu den keyboardlastigen Teilen, zu denen Bassist Teddy auf einer Farfisa-Orgel (Modell «Duo Compact») seinen Teil beisteuerte, kamen gitarrenbetonte Elemente, die live oft spektakulär verschmolzen und ERTLiFs Ruf als gute Liveband weiter festigten. Die meisten Stücke, so auch eine erste Version des «Edgar Flee», entstanden in kreativer Zusammenarbeit. Im Herbst 1975 verliessen James und mit ihm sein Mellotron die Band. Er wurde durch Jürg Lützelschwab (Gad Fly) ersetzt. In dieser Zusammensetzung spielte Ertlif deutlich rockiger.
Aber das ursprüngliche Feuer und die Magie waren nicht mehr da und irgendwann war dann die Luft draussen. Die Band löste sich im Herbst 1978 auf. Die einzelnen Mitglieder suchten und fanden neue Herausforderungen. Trotzdem verlor man sich nie aus den Augen.
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Eine LP wird wiederveröffentlicht
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1992 gab Black Rill Records die legendäre blaue ERTLiF-LP auf Vinyl wieder heraus (1994 erschien sie auch als CD). Es war nicht allzu schwierig, die Band in ihrer erfolgreichsten Besetzung mit Andrey, Börlin, Mosberger, Riedo und Rusinski für die Plattentaufe im Basler «Atlantis» zu einem Konzert zu animieren. Wie beim musikalischen Potenzial der einzelnen Mitglieder allerdings nicht anders zu erwarten war, gerieten die Vorbereitung für diesen Auftritt und der Abend selbst zu weit mehr als nur zu einem «Weisch-no-Plausch». Die musikalische Pause schien allen nur gut getan zu haben, denn die Band spielte im «Atlantis» frisch und voller Spielfreude. Die Herren waren sich vor dem Abend im «Atlantis» einig, dass es sich bei diesem Auftritt um eine einmalige Sache handeln sollte. Und tatsächlich fand danach ein Jahr lang keine Probe mehr statt. Man dachte ungezwungen über neue Projekte nach.
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Die 90er Jahre und der Jahrtausendwechsel
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Ab Oktober 1993 wurde jedoch wieder regelmässig geprobt und live gespielt. Um den Ansprüchen an einen noch kompakteren, originelleren und kreativeren Sound optimal gerecht zu werden, hatten sich die fünf Musiker verstärkt. Als neues festes Mitglied war Andy Seghers (Looking Back, Cream Revival Band) in die Band aufgenommen worden. Der versierte Leadgitarrist und Bluesliebhaber fügte sich kongenial – sowohl menschlich als auch musikalisch – in die Formation ein.
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ERTLiF gab nun jedes Jahr einige Konzerte. Dank der Unterstützung von Sponsoren konnte eine neue CD aufgenommen werden, deren Aufnahmen 1999 begannen und im Jahr danach abgeschlossen wurden. Das Mastering erfolgte im Frühjahr 2001. Am 30. März 2001, unmittelbar vor einem Konzert der Band in der Elisabethenkirche in Basel, wurden die frisch gepressten CDs ausgeliefert. Sie wurde am 9. Juni 2001 zwischen den 2 Livesets vom Taufpaten Robert Kohler auf den Namen «Illusions» getauft.
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Ebenfalls im Jahr 2000 nahm ERTLiF einen Jingle für die Stadion-Genossenschaft St. Jakob Basel auf. Der Jingle wird fortan vor jedem Anlass im Stadion abgespielt, also auch bei den Spielen des lokalen Fussballclubs FC Basel. Im Lokal-TV «TeleBasel» wurd sogar ein eigens dafür gedrehtes Video mit einigen Bandmitgliedern ausgestrahlt.
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Die Band verändert sich
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Am 17. August 2002 fand die Taufe für den St. Jakob-Park-Jingle als Open-Air Gig vor dem Stadion statt. Dies war der letzte Auftritt des Keyboarders James Mosberger, der nach dem ersten Set die weiss-schwarzen Tasten seinem Nachfolger Claude Weinmann überliess. Claude spielte dabei das das restliche Programm dieses Auftritts. Er hatte seit dem Teeniealter in etlichen Basler Bands – zuletzt während Jahren bei Bluesland – gespielt. Seine technische Virtuosität und seine neuen Ideen taten der Band gut. Diverse neue Songs entstanden und einige ältere wurden teilweise neu arrangiert.
Im Mai 2003 galt es, von zwei Urmitgliedern Abschied zu nehmen. Andrey hatte genug vom jahrelangen Pendeln zwischen der Innerschweiz und dem Probelokal in Basel; er wurde nicht ersetzt. Bölle Börlin musste aus gesundheitlichen Gründen seine musikalische Karriere beenden. An seine Stelle trat Fredy Tobler, der zuvor bei der Band The Glorias gespielt hatte. Im Rahmen eines Konzertes zugunsten krebskranker Kinder übergab Bölle die Drumsticks für die Zugaben an seinen Nachfolger Fredy.
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Dieser verliess die Band Ende 2007 wieder und Tal Yam trat an seine Stelle. Tal, aus Israel zugewandert und ein begabter Multiinstrumentalist, sorgte mit seinem jugendlichen Schwung für neuen Drive. Er verliess die Band im Januar 2011, um in Israel andere Projekte zu verfolgen.
Sein Nachfolger Bernhard Castiglioni hatte bereits eine lange musikalische Karriere hinter sich. Ende der 60er-Jahre wurde er Berufsmusiker. In den 70er-Jahren spielte er bei Monroe und danach in der Eddie Hammer Band, seit 1995 in der Tympanic Jazzband. Bereits im Juni 2013 trennten sich unsere Wege jedoch wieder.
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Seit Oktober 2013 wirbelt nun Cornel Sidler am Schlagzeug. Cornel brachte neuen Schwung und mehr Präzision in die Arrangements.
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Die erste LP wird erneut wiederveröffentlicht
2005 wurde die legendäre blaue ERTLiF-LP erneut auf Vinyl herausgegeben. Zusätzlich erschien eine zweite Wiederveröffentlichung dieser Platte, dieses Mal vom Label «Amber Soundroom». Diese Edition enthält nebst den neu gemasterten Originalaufnahmen als Bonustracks «Plastic Queen» von der 1973er LP «Heavenly and Heavy - Mixed Swiss Rock Candies» (Koh-î-noor Records) und einen bisher unveröffentlichten Demotrack von «Tell Me No Lies» aus dem Jahre 1971, sowie eine sehr schön gemachte Beilage mit vielen Fotos, Plakaten und Texten aus den 70er-Jahren.
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Weitere Veränderungen
Völlig unerwartet starb im Oktober 2016 Bassist und Gründungsmitglied Teddy Riedo. Die Band machte weiter und fand mit Heinz Volken einen Nachfolger. Doch nur wenig später, im März 2018, ereilte die Band ein weiterer schwerer Schicksalsschlag: Sänger und Frontmann Richard J. Rusinski starb nach langer Krankheit. Noch zuvor bei seinem letzten Konzert hatte er gegenüber seinen Bandkollegen den Wunsch geäussert, dass sein Tod nicht das Ende von ERTLiF bedeuten solle. Und so beschloss die Band abermals weiterzumachen, falls sich ein würdiger Nachfolger für Richard finden würde. Und tatsächlich: Anfang 2019 hatte die Suche nach einer neuen Stimme Erfolg. Ralf Behrens trat ERTLiF bei. Die neue, gefühlvolle Stimme ergänzt das neue Line-up perfekt.
Mitte 2019 verliess Heinz die Band und wurde nun von Patrik Unger am Bass ersetzt. Pätty ist ein äusserst versierter Bassist mit einem breiten musikalischen Spektrum und verleiht der Rhythm Section neue Power. Er hat auch viel Erfahrung mit Aufnahmetechniken, wovon die Band vom ersten Moment an profitiert.
Die Band schaut nach turbulenten Jahren nun wieder positiv in die musikalische Zukunft und bereitet sich aktuell auf die Konzerte zum 50-jährigen Jubiläum vor. In 2023 startet die Band in Pätty's Studio Aufnahmen für eine weitere CD. Leider verlässt uns Pätty Ende Jahr, bleibt uns aber als Sound Engineer erhalten. Für ihn kam Anfang 2024 Ralf Griesbaum neu zur Band.
Die Geschichte um den Bandnamen ERTLiF, ein Alchemist
Ertlif ist zwischen 1130-1133 in einem Weiler in der Nähe von Oldendorf im Teutoburger Wald als zweiter Sohn eines Lokaladligen geboren worden. Über seine Jugend ist nichts Näheres bekannt. Er hat wahrscheinlich eine Klosterschule besucht, denn er beherrschte Latein und Griechisch, was ihm den ungefilterten Zugang zum Wissen der damaligen Welt ermöglichte. Schon früh befasste er sich mit den hermetischen Künsten. Bei einem längeren Studienaufenthalt in Barcelona lernte er Arabisch. Zu dieser Zeit hat er sich auch den Namen Ertlif gegeben, etymologisch angeblich aus dem Sanskrit von Arthlef («den die Erde liebt») stammend. Es scheint, dass er sich mit dem alchemistischen Prozess der Transmutation der Elemente befasste und offensichtlich sowohl die Schriften des islamischen Gelehrten Gebers (Dschâbir ibn-Hayyan) als auch die Kabbala intensiv studierte.
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Auf seiner Rückreise nach Deutschland hielt er sich nachweislich längere Zeit als Gast bei Johann von Gisors auf, dessen Rolle innerhalb des Templerordens und der Prieuré de Sion aufgrund neu gefundener Dokumente erst in den letzten Jahrzehnten etwas klarer geworden ist. Was die beiden verbunden hat, darüber kann nur spekuliert werden. Zurück in Deutschland, erwarb er sich den Ruf eines Alchemisten und Magiers, der versuchte, Gold aus den zwei alchemistischen Urstoffen der Materie, Schwefel und Quecksilber, herzustellen.
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Dass dies für die Adepten Tarnbezeichnungen für eine ganze Reihe von synonym benannten realen und geistigen Wesenheiten und Prinzipien waren, war zu der Zeit nur wenigen Eingeweihten klar. Die grosse Masse glaubte, solche Verwandlungen seien tatsächlich möglich und habgierige Fürsten hielten sich Alchemisten, die versuchten, den Reichtum ihres Herrn auf magische Art zu mehren. Europa stellte im 12. und 13. Jahrhundert einen geradezu unglaublichen Nährboden für spirituelle Bewegungen aller Art dar. Was Ertlif genau tat, entzieht sich unserer Kenntnis. Sicher ist nur, dass er vor allem die kosmologischen Aspekte seiner Wissenschaft betonte. Der Weg von der ersten Stufe («materia prima») bis zur letzten Stufe («Stein der Weisen») als Prozess zur gnostischen Erleuchtung wurde mit christlichen Symbolen getarnt, um sich in der realen, agnostischen und deshalb dogmatischen Welt der römischen Kirche frei bewegen zu können. Obwohl die Betonung des Christlichen praktisch sämtliche Alchemisten selbst in der Hochblüte der Inquisition vor Verfolgung durch die Kirche bewahrte, wurde Ertlif nach seiner zweiten Reise nach Gisors vom bigotten Klerus der Häresie und Ketzerei beschuldigt. Er musste sich für längere Zeit in die Tiefen des Teutoburger Waldes flüchten, wo er sich von Wurzeln und Flechten ernährte. Aus dieser Zeit stammen viele der Legenden, in denen er zum Teil als verkommener Waldschrat und zum Teil als ein mit dem Gehörnten im Bunde stehender Magier dargestellt wird, der aus Alraunen, Eibenbeeren und Gerstenkeimen das Lebenselixier gewinnen wollte. Angeblich frassen ihm die Füchse aus der Hand. Verblüffend ist immerhin, dass mehrere Quellen berichten, er habe es verstanden, die Zeit stillstehen zu lassen.
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Dank der Protektion des Herzogs von Sachsen, der an ihm neben seiner umfassenden Allgemeinbildung besonders auch seinen feinen und oftmals skurrilen Humor schätzte, konnte er für seine letzten Lebensjahre wieder auf den elterlichen Hof zurückkehren, wo er seine vermutlich bekannteste Schrift über Mikrokosmos und Makrokosmos verfasste. Leider sind die wenigen erhalten gebliebenen Exemplare im Zweiten Weltkrieg bei den alliierten Luftangriffen auf Köln und Dresden verbrannt.
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Ertlif starb 1203 an den Beschwerden des Alters. Nicht lange nach seinem Tod begannen Wallfahrten zu seinem Grab. Die Verehrung durch das Volk und die Fürbitten, mit denen man seinen Beistand im Himmel erflehte, nahmen solche Ausmasse an, dass der Glaube an Wunderwirkungen zur Forderung nach Seligsprechung führte. Die Kirche verhielt sich abwartend, und der Bildersturm der Reformationswirren erledigte die Frage physisch. Ertlifs Gebeine wurden zusammen mit den Reliquien der Seligen und Heiligen zerschlagen und in den Dorfbach geworfen.
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Was bleibt, sind die Erinnerungen an einen Menschen, der seiner Zeit in vielen Dingen weit voraus war. Ein Mensch, der neugierig die Enge und den Mief der eigenen kleinen Welt verliess und Europa bereiste, um seinen Horizont zu erweitern. Er war offen für Neues, dachte das Unkonventionelle und löste sich vom orthodoxen Glauben an die alleinseligmachende Quelle des Wissens. Für eine Weile vertraute ihm der Zeitgeist die Fackel der Erkenntnis an, um die geistige Dunkelheit des Mittelalters auszuleuchten, so wie vor ihm und nach ihm andere diese Last auf sich nehmen mussten.